Gespräch mit einem echten

Lothar Schmitt mit Team Sattelkau

GESPRäCH MIT EINEM ECHTEN "ALT-KIETZER"

Auf Einladung von Lothar Schmitt, einem echten „Alt-Kietzer“, gab es eines Abends Ende 2023 ein intensives Gespräch zur Geschichte des Kietzes. Die Spannung war hoch, da Lothar viel über die Geschichte des Kietzes zu erzählen weiß. Geboren 1937 im Kietz, kann er die Eigentumsverhältnisse seines Geburtshauses, welches gegen 1700 errichtet wurde, ab 1709 namentlich klar nachvollziehen. Aber Lothars Erkenntnisse reichen noch viel weiter zurück.

Lothar beginnt seine Erzählungen mit dem Jahr 1451. Seine Vorfahren waren Lehensleute von Friedrich II. von Brandenburg aus dem Hause Hohenzollern. Man nannte ihn auch „der Eiserne“. Sie waren auf dem Schloß tätig und erledigten dort alle möglichen Arbeiten, von Kochen, Backen, Handwerkstätigkeiten, Ammendienste und vieles mehr. Der Kurfürst verlieh im Jahre 1451 den Fischern am rechten Dahmeufer die „Fischereigerechtigkeit“. So entstanden die ersten Fischereigüter durch Lehensrecht. Alle Vorfahren von Lothar übten die Fischerei aus. Der Cousin seines Urgroßvaters, Gustav Linsener war der letzte Fischereiobermeister. Das war ein Impuls, tiefer über die Fischer vom Kietz und Gustav Linsener zu recherchieren.

Bei den Recherchen stößt man auf ein weniger bekanntes Buch von Reinhard Peesch mit dem Titel „Der Wortschatz der Fischer im Kietz Berlin-Köpenick“ aus dem Akademie-Verlag 1955. Dort wird tatsächlich Gustav Linsener auf Seite 6 dankend, wie folgt erwähnt:

„In Herrn Gustav Linsener, Obermeister der Fischer-Innung Berlin-Köpenick, fand ich einen Gewährsmann, der der Arbeit großes Verständnis entgegenbrachte. Bereitwillig opferte er seine Zeit, um die Geräte und die Arbeitsweise der Fischer zu erklären und vom Wasser, von den Fischen, von den Wasserpflanzen, von Wind und Wetter zu erzählen. Niemals wurde er müde, bereits Aufgenommenes zu ergänzen, Mißverstandenes zu klären und neu auftauchende Fragen zu beantworten. Für seine Unterstützung möchte ich ihm an dieser Stelle meinen besonderen Dank aussprechen.“

Das war ein echter Recherchetreffer durch die Erzählungen und Hinweise von Lothar Schmitt, der sich noch als sehr ergiebig herausstellen sollte. So ist dort historisch belegt zu lesen: Über den Grundbesitz der Kietzer heißt es im Erbregister des Amtes Köpenick von 1704: „Diese Unterthanen haben keinen Acker, sondern ein jeder nur ein klein Gärtchen bey seinem Hause und zum Theil einige Wiesichen an den Ströhmen belegen“ Das deckt sich alles mit den von Lothar erklärten Eigentumsverhältnissen von 1709, wo Christian Linsener und Johann Martin Linsener Eigentümer dieses Kietzer Grundstücks waren.

Lothar weiß zu berichten, dass seine Familie damals noch „platt“ gesprochen hat. Das blieb erhalten bis zur Generation seiner Eltern, aber Lothar kann das heute noch sprechen und verstehen. Die „platt“ sprechenden Kietzer waren bis 1898 eine eigenständige Gemeinde, bevor sie in die damalige Stadt Köpenick eingemeindet wurden. Während dieser Eigenständigkeit waren auch mehrere Vorfahren von ihm Bürgermeister der kleinen Gemeinde.

Lothar Schmitt hatte noch viel mehr aus seinem persönlichen Leben zu erzählen, wie er in den 50er Jahren Probleme mit der Staatsmacht bekam, wie er den 13.August 1961 erlebte usw.

 

Einleitung Der Wortschatz der Fischer im Kietz von Berlin

Einleitung Der Wortschatz der Fischer im Kietz von Berlin-Köpenick.pdf

Kapitel "Der Kietz und die Kietzer Fischer"

Der-Kietz-und-die-Kietzer-Fischer.pdf

Kapitel "Die Sprache der Kietzer Fischer"

Die Sprache der Kietzer Fischer.pdf

Lothar Schmitt